Michael Scharang

 

Das doppelte Leben

Drehbuch

Kritiken

Erich Hupfauf in „Präsent“ vom 27. 8. 1981

„Das doppelte Leben“ als Titel ist ein wenig irreführend: Denn was als Doppelleben gedacht ist, das die beiden Hauptfiguren sich selbst und dem Partner gegenüber führen, entpuppt sich schließlich ganz einfach als zweierlei Leben.

Als zweierlei Lebensformen, die aufgrund ihrer Eigenständigkeit mur sehr schwer und bruchstückhaft aufeinander abzustimmen sind: Beinahe schon eine Parabel über die menschliche Partnerbeziehung an sich.

 

 

Klaus Wienert in der ARD am 26. 8. 1981

Während Michael Scharang (Jahrgang 1941) sich in seinen früheren Werken stets kritisch- engagiert mit den Arbeitsbedingungen der Arbeiterklasse auseinandersetzte (so in seinem vielgelobten Roman „Charly Traktor“ und in seinem Film „Der Sohn eines Landarbeiters wird Bauarbeiter und baut sich ein Haus“), beschäftigte er sich in seinen neuen Werken mit den Schwierigkeiten der intellektuellen Mittelschicht, die Ideale der Studeinzeit mit den Anforderungen der Realität in Einklang zu bringen.

 

 

Wolf Oeser im ORF, November 1981

Scharang will kein Berieselungsfaktor in einem Berieselungsmedium werden und so versucht er mit dem „Doppelten Leben“ nicht Realität zu beschreiben, sondern eine Wirklichkeit gegen die Fernsehwirklichkeit zu erfinden. Aus diesen Gedankengängen lässt sich aber letzten Endes auch die Berechtigung der ganzen Reihe der Fernsehspielbibliothek des Residenz Verlages ableiten, denn sind nicht gerade die hier zugänglichen Informationen, die Aussagen der beteiligten und nicht zuletzt auch die Möglichkeit, manche Stellen nachzulesen und zu überdenken, ein Zeichen dafür, dass das vielgeschmähte Fernsehen mehr sein kann als bloßes Berieselungsmedium?

 

 

Alfred Warnes in der „Wiener Zeitung“ vom 4. 12. 1981

Die Konstruktion erinnert an gute alte Komödien, bei denen man fast bis zum Schluß ums Happy-End zittert, Rollenspiel wird probiert, macht sich selbständig, gerät in Konflikt mit dem wirklichen Leben.

 

 

Hubert Haslberger in der „Funk-Korrespondenz“ vom 2. 9. 1981

Das ganze wäre freilich keine rechte Komödie, wenn es nicht ein Happy End hätte und es wäre eine schlechte Scharang-Komödie, wenn es nicht ein Happy End mit Widerhaken, Fußangeln und Tretminen wäre. Das Paar rauscht ab in eine .- wie es scheint – bessere Zukunft. Aber andererseits: eine bessere Zukunft, die so offenbar wieder mit einem faden Kompromiß beginnt, ist doch wohl keinen Pfifferling wert. Oder?

 

 

Hans Eder im „Oberösterreichischen Tagblatt“ vom 22. 8. 1981

Etwas wirklichkeitsfremd hat Scharangs Geschichte gleich ein Happy-End auf zwei Ebenen: der Ökonom Hans und seine in zwei Betten recht aktive Freundin Anna finden einander wieder in einer funkelnagelneuen „Super 80“ der Austrian Airlines und das Streitobjekt Althaus bleibt den Bewohnern erhalten. Daß diesem doppelten Happy-End ein Journalist zum Opfer fallen muß (er versinkt im Korruptionssumpf), wirft bedauerlicherweise ein diffuses Licht auf diesen Beruf und lässt vermuten, dass Autor Michael Scharang mit Journalisten nicht die besten Erfahrungen gemacht hat.