Finanzweltkrieg
Antwort auf eine Umfrage
Heuzutage - man schreibt das Jahr 2009, der Zweite Finanzweltkrieg überrascht die Welt nach jedem Schaden, den er anrichtet, mit einer neuen Kriegserklärung - heutzutage genügt es, daß irgendwo irgendwer arglos das Wort Kapitalismus fallen läßt: schon bricht ein Gelächter los, daß die Ozonlöcher sich schließen, um die Ausgelassenheit der Menschen nicht mitansehen zu müssen
Der Kapitalismus, wenn es ihn als diskutable Gesellschafts - und Wirtschaftsform auch nicht mehr gibt, wird als religiöse Sekte weiterleben, mit dem Glaubensbekenntnis, daß Gott ihn als gerechte Strafe verhängt hat - über die vom Teufel für den Kommunismus disponierten Menschen.
Als Priester wird aufgenommen, wer als Journalist sich bewährt hat; zu verkünden wird sein, daß kein Stein auf dem anderen, kein Zahnstein auf dem Zahn bleibt. So wird geistige Hygiene ins Volk getragen; und was im Finanzweltkrieg als materielles Unglück begann, endet - jedenfalls in Österreich und Deutschland - in einem spirituellen Glück, das sich nicht der Börse, sondern der Vorsehung verdankt.
Der Fortschritt hat die tückische Eigenschaft, daß, zwingt man ihn nicht, unausgesetzt tätig zu sein, er sich ins Bethaus stiehlt und als Rückschritt wütet.
„Konkret“, Februar 2009