Michael Scharang

 

Geschichte zum Schauen - über ein Hörspiel zum Schauen

Anfang des Hörspiels

Hier herrschen Zustände. Schauen Sie sich die einmal an.
Die Mikrophone stehen in den Ecken des Raumes.
Die Tische stehen kreuz und quer.
Röcke, Überröcke, Handtaschen, Aktentaschen liegen auf den Sesseln.
Ein Sessel liegt am Boden.
Manuskripte sind verstreut.
Die Fenster sind offen
Neben dem Aschenbecher liegt Zigarettenasche
Neben der Tür liegt ein Regenschirm.

Was sind das für Zustände.
Schauen Sie doch näher hin.
Die Mikrophone sind feucht von denen, die hineingeredet haben.
In der Brusttasche eines Rockes stecken drei Kugelschreiber,
in der Innentasche eines Überrocks steckt eine fremdsprachige Zeitung,
aus einer Handtasche schaut der Stiel einer Bürste,
eine Aktentasche, deren Deckel offen ist, ist leer.
Der Sessel, der am Boden liegt, hat auf der Unterseite der Sitzfläche
eine Inventarnummer.
In den Manuskripten stehen Dialoge und Monologe.
Die Fenster gehen immer weiter auf.
Die Zigarettenasche neben dem Aschenbecher fliegt vom Aschenbecher weg.
Der Regenschirm neben der Tür hat einen Eisenspitz.

Die Zustände, die Sie sich angeschaut haben, ändern sich noch nicht.
Aber es treten neue Zustände ein.
Die können Sie sich jetzt anschauen.
Es treten Menschen in den Raum.
Es tritt ein Mann ein, er nimmt als Sprecher teil
an der Proben eines Hörspiels, die in dem Raum stattfinden wird.
Der Mann macht einen Sprung zurück, er ist nicht mehr im Raum.
Es tritt eine Frau ein, sie nimmt als Sprecherin teil.
Hinter ihr tritt der Mann ein, der einen Sprung gemacht hat.
Die Frau schlägt die Hände über dem Kopf zusammen.
Der Mann holt mit einer Hand aus und schlägt sich mit ihr an die Brust.
Es tritt noch eine Frau ein, sie nimmt ebenfalls als Sprecherin teil.
Es tritt noch ein Mann ein, er nimmt ebenfalls als Sprecher teil.
Diese vier Personen sprechen aufgeregt, gestikulieren
aufgeregt, schauen aufgeregt auf die Uhr.