Woran ich denke, wenn ich das höre
Anfang des Hörspiels
Eine Tür wird aufgeschlossen, geöffnet und geschlossen. Dieser akustische Vorgang hat Demonstrationscharakter, wie auch die folgenden akustischen Vorgänge, wie auch der Text. Erst nach den Anfangspassagen geht die Demonstration von Ton und Text über in realistische Darstellung.
Mädchen | Wenn ich eine Tür gehen höre, denke ich: es kommt jemand. |
Mann | Wer kommt? |
Mädchen | Das lässt sich mit Worten leichter sagen als mir Geräuschen darstellen. |
Mann | Ein Arbeiter kommt von der Arbeit nach Hause. Der Mann zieht sich die Schuhe aus. Er macht drei Schritte. Er hängt den Mantel auf. Er macht drei Schritte. Er öffnet das Fenster. Er macht drei Schritte. Er setzt sich nieder. |
Mädchen | Wenn ich Schritte höre, denke ich: es sind wenige Schritte oder es sind viele Schritte. Je nach dem, wie viele Schritte ich höre. |
Mann | Wie groß ist die Wohnung? |
Mädchen | Das ist schnell gesagt. Es lässt sich aber mit Geräuschen eindrucksvoller darstellen. |
Der Mann schaltet das Radio ein, man hört Schlagermusik.
Mann | Der Arbeiter sagt: Wenn ich diese Musik höre, denke ich: ich möchte eine andere Musik hören. Er sucht einen anderen Sender. |
Der Mann sucht einen anderen Sender, man hört klassizistische Musik.
Mann | Diese Musik will ich auch nicht hören. Ich suche einen anderen Sender. |
Der Mann sucht einen anderen Sender, man hört Blasmusik.
Mann | Wenn ich diese Musik höre, denke ich: es ist schade um jeden Gedanken, welche Musik ich hören will; ich will gar keine Musik hören, ich will nur, dass es nicht so ruhig ist im Zimmer. |
Der Mann schaltet das Radio aus.
Mann | Wenn ich die Ruhe höre, denke ich an meine Finger, die auf die Tischplatte trommeln wollen. Ich lasse sie aber nur auf meinem Oberschenkel trommeln. Ich bin zu müde, um den Arm auf den Tisch zu legen. |
Eine Tür wird aufgeschlossen, geöffnet, geschlossen.
Mann | Wenn ich die Tür gehen höre, denke ich: es kommt noch jemand. |
Mädchen | Wer ist es? |
Mann | Du bist es. |
Mädchen | Ich bin die Tochter des Arbeiters. Ich komme von der Schule nach Hause. Warum bist du schon da? |
Mann | Wir mussten heute die Mittagspause durcharbeiten. Deshalb haben wir früher aufgehört. |
Mädchen | Warum hast du das Fenster aufgemacht? Stört dich der Lärm nicht? |
Mann | Stört er dich? |
Mädchen | Nein. |
Man hört Straßenlärm als eine Demonstration von Lärm. Der Mann übertönt mit seiner Stimme den Lärm. Nachdem er gesprochen hat, hört der Lärm auf.
Mann | Wenn ich den Straßenlärm in meiner Wohnung höre, denke ich an meine Stimme, die trotzdem zu hören ist. Das wundert mich. Sonst ist sie nämlich kaum zu hören. Ausgerechnet der Lärm lässt mich zu Wort kommen! |