Ein Verantwortlicher entläßt einen Unverantwortlichen
Kritiken
Gerhart Pistor / Kurier, Wien, 04.01.1972
Erstaunliches tat sich dann auf FS 2: Ein Experiment, wie man es eigentlich sonst nur von den deutschen TV-Anstalten gewohnt ist.
„Ein Verantwortlicher entläßt einen Unverantwortlichen.“ Es war treffend, solange es sich auf die Analyse der Gegenpole beschränkte. Durchaus sehenswert.
Erfreulich, wenn das Fernsehen verstärkt auch zum Übungsfeld wird.
Michael Georg in der „Volksstimme“, Wien, 5. Jänner 1972
Was wollten Michael Scharang und Herbert Brödl mit ihrem Film „Ein Verantwortlicher entläßt einen Unverantwortlichen“? Sie wollten Autoritätsstrukturen der herrschenden Klasse aufzeigen und gleichzeitig demonstrieren, daß deren Verhaltens- und Äußerungsformen von der jeweiligen Einzelperson unabhängig sind. Daher gab es auch drei Chefs (und drei Arbeiter), um eine Personifizierung zu verhindern. Die Handelnden waren Vertreter einer sozialen Klasse, keine Einzelpersonen. Die verwendeten Äußerungsformen entsprachen gültigen Klischees: „Was glauben Sie, wo der Betrieb dann hin käme?“ - „Was haben Sie sich dabei gedacht?“
So weit wäre der Film wichtig und als gelungen zu bezeichnen.
Die Autoren verwenden mit Recht den Begriff Ausbeutung. Aber sie schlüsseln ihn nicht so auf, daß jeder begreifen könnte, worin sie besteht, worauf sie beruht.
„Kleine Zeitung“, Graz, 05. Jänner 1972
Das montägige Fernsehspiel „Ein Verantwortlicher entläßt einen Unverantwortlichen“ war gewissermaßen Generalprobe für eine in diesem TV-Jahr neunteilige Spielserie „Impulse“. In der eindrucksvollen halben Stunde, die von Michael Scharang und Herbert Brödl inszeniert wurde, sprach der Scharang-Text - einst in den „Manuskripten“ abgedruckt - für sich und der Szenenablauf zeigte sehr verständlich die subtile Macht eines „Chefs“ in dreifacher Ausfertigung und die Ohnmacht der Entlassenen, wie es Scharang eben sieht. Dieses Spiel war so gut komponiert, daß es der anfechtbaren parteichinesischen Auslassungen am Ende nicht bedurft hätte.